Geschichte

Blick in die Bergstraße

Die Königsstraße gibt es noch nicht.

Vermutlich im Jahr 1891 (Postkarte, Stadtarchiv Hildesheim)

 

1881 – 1886

Im Jahre 1881 brach in der damaligen Gemeinde Moritzberg, Moritzberg war nur ein Flecken, ein furchtbarer Brand aus. In der Dingworthstraße fielen die Häuser Froböse, Knoke, Ernst und die Gastwirtschaft Pieper den Flammen zum Opfer. Heute stehen an dieser Stelle die Gaststätte Moritz-Stube und die Gebäude bis zur Einfahrt zum Pieperschen Hof. Die Bewohner der Gemeinde standen dem tobenden Element machtlos gegenüber. Der Moritzberg hatte zwar schon eine eigene Handspritze. Jeder Mann des Ortes half, wenn es einen Brand zu bekämpfen gab, aber eine richtige Ausbildung hatte natürlich niemand. Bei den Rettungsarbeiten wurde der Rohrführer der Gemeindespritze, der Zimmermann Kliemann, durch einen einstürzenden Schornstein lebensgefährlich verletzt.

Da wurde den Moritzbergern klar, dass die Zeit zur Gründung einer Feuerwehr gekommen war. Unter dem Vorsitz des Schlossermeisters Paßmann trafen sich interessierte Bürger zu einer Gründungsversammlung. 32 der anwesenden Männer meldeten sich freiwillig für den Feuerwehrdienst.

Von 1881 bis 1886 war Paßmann der erste Feuerwehrkommandant und für die Ausbildung der Männer verantwortlich. Er hatte seine Schlosserei dort, wo heute das Bierlokal „Anno 1895“ ist. Auf dem freien Gelände daneben, heute Steinmetzbetrieb Platter, ehem. Polivka, wurden die ersten Ausbildungsdienste durchgeführt. Als Unterstand für die Handpumpe und die Geräte diente ein alter Geräteschuppen in der Bergstraße.

 

Schon der Brand eines Hauses in der Triftstraße zeigte den ersten Erfolg: Lediglich der Dachstuhl des Gebäudes brannte aus, während die anliegenden Häuser keinen Schaden nahmen. Aber trotz aller Mühen und Anstrengungen der Wehr, reichten die Gerätschaften für ein Großfeuer nicht aus: Bei einer großen Brandkatastrophe in der Bergstraße wurden die Häuser von Höppner, Ohlendorf, Köhler, Vorreihe, Schmitz und Stegmann völlig zerstört. Aus diesem Anlass beschaffte die Gemeindeverwaltung Moritzberg zusammen mit der Verwaltung des Landkreises Marienburg und mit der Unterstützung der Landschaftlichen Brandkasse, eine neue Feuerwehrspritze. Zusätzlich wurden die Feuerwehrleute mit einheitlichen Uniformen ausgerüstet. Der damalige Landrat des Kreises Marienburg, Graf von Borries, übergab der Moritzberger Wehr das neue Gerät anlässlich der Einweihung des neugebauten Spritzenhauses in der Bergstraße. Heute befindet sich an dieser Stelle die Einfahrt zur Mauritius-Schule. Mit der Moritzberger Wehr ging es nun immer weiter bergauf; man hatte eine moderne Spritze und ein Feuerwehrhaus mit Kletterturm zum Trocknen der Schläuche. Außerdem wurde die Feuerwehr von der Gemeindeverwaltung unterstützt.

 

Alte Handlöschpumpe

(im Besitz der Nds. Landesfeuerwehrschule Celle)

 

1886 – 1899

Im Jahre 1886 trat der Gründer der Moritzberger Feuerwehr, Schlossermeister Paßmann, zurück. Als neuer Kommandant wurde der Tischlermeister Hagemeister gewählt. Er hatte seinen Betrieb in der Bergstraße, heute die Tischlerei Hessing. Der Erfolg der nun gut geschulten Feuerwehr zeigte sich 1898, bei einem Brand in der Dingworthstraße, bei der Schlachterei Macke (heute Schlachterei Bartels). 1891 gründete man sogar eine Musikkapelle. Die musikalische Ausbildung übernahm der Berufsmusiker Jäger aus Hildesheim. Schon nach kurzer Zeit entstand so auf dem Moritzberg ein leistungsfähiger Musikkorps.

 

1899 – 1929

Durch einen Unglücksfall musste im Jahre 1899 wieder ein neuer Feuerwehrkommandant gefunden werden. Man entschied sich für das langjährige Mitglied August Knoke aus der Dingworthstraße. Auf dem Moritzberg begann um 1900 das große Treiben. Neben den vielen, kleinen Fachwerkhäusern entstanden plötzlich auch drei- und viergeschossige Mehrfamilienhäuser. Jetzt wurde bei der Gemeinde ein Antrag gestellt, zur Anschaffung einer fahrbaren Leiter, der auch bewilligt wurde. 1911 wurde dann der Moritzberg zur Stadt Hildesheim eingemeindet.

 

1929 – 1933

Nach der Eingemeindung erweiterte sich die Ausbildung in der Feuerwehr und die Mitglieder der Moritzberger Feuerwehr besuchten nun auch Lehrgänge auf der Landesfeuerwehrschule in Celle. Von 1929 bis 1933 wurde die Wehr vom Kameraden Wittenberg geleitet. Seit 1929 bis zum heutigen Tag versehen Mitglieder der Feuerwehr Moritzberg zusammen mit den Feuerwehren der Stadt, den regelmäßigen Wachdienst im Hildesheimer Stadttheater. Wann, parallel zu der Freiwilligen Feuerwehr, auf dem Moritzberg eine Werksfeuerwehr bei der Firma Gummi-Wetzel gegründet wurde, kann heute nicht mehr genau festgestellt werden. Fest steht, dass Josef König aus der Brauhausstraße im Jahre 1929 zum ersten, anerkannten Werksfeuerwehrkommandanten ernannt wurde. 1937 folgte ihm in seinem Amt der Kamerad Raffert. Die Firma Gummi-Wetzel löste nach Kriegsende 1945 seine Werksfeuerwehr auf.

 

1933 – 1939

Anfang der 30er Jahre bekam die Feuerwehr Moritzberg einen neuen Anhänger mit einer Tragkraftspritze. Der Leiter der Wehr hieß jetzt nicht mehr Feuerwehrkommandant, sondern Feuerwehrhauptmann. 1933 wurde Fritz Ritzau aus der Bergstraße erster Feuerwehrhauptmann der Feuerwehr Moritzberg. 1939 folgte Franz Bartels in seinem Amt. Es begann eine schwere Zeit: Der 2. Weltkrieg brach aus. Viele Mitglieder der Wehr wurden Soldaten und kamen nicht wieder zurück.

 

 

1939 – 1957

Als 1945 der Krieg zu Ende war und Hildesheim, sowie Teile des Moritzberges, zerstört waren, nahm Franz Bartels mit seinen Gruppenführern, den Unterbrandmeistern Mahnkopp und Müller, den regelmäßigen Dienstbetrieb der Freiwilligen Feuerwehr Moritzberg erneut auf. In den 50er Jahren begann man wieder an Feuerwehr-Wettkämpfen teilzunehmen und im Jahre 1956 feierte der Löschzug Moritzberg sein 75-jähriges Jubiläum auf dem Berghölzchen, verbunden mit einem Festumzug

 

50er Jahre

Besuch eines Feuerwehrfestes im Landkreis Hildesheim

 

1957 – 1965

Anfang 1957 gab Bartels sein Amt ab. Er hatte die Feuerwehr durch eine besonders schwere Zeit geführt und durch seinen Einsatz für den Fortbestand der Wehr gesorgt. Neuer Löschzugführer der Wehr wurde Rudolf Bodmann. 1960 wurde die alte Pumpe der Wehr (Baujahr 1925) endlich durch eine Motorspritze ersetzt.

 

1960

Gruppe Moritzberg mit neuer Tragkraftspritze (TS)

 

1965 – 1968

Im Jahre 1965 wurde Walter Schwoche zum neuen Löschzugführer gewählt, aber bereits nach vier Jahren musste sich die Wehr einen neuen Mann an der Spitze suchen. Schwoche übernahm das Amt des Stadtbrandmeisters von Hildesheim und neuer Löschzugführer der Feuerwehr Moritzberg wurde sein bisheriger Stellvertreter, Gerd Wolf.

 
 

1968 – 1982

Als eine der ersten Ortsfeuerwehren, wurde 1968 auf dem Moritzberg eine Jugendfeuerwehr gegründet. Als Nachwuchsorganisation der Freiwilligen Feuerwehr, wurde damit zukunftsorientiert die Arbeit in den Feuerwehren gesichert. Zunächst durften nur Jungen im Alter ab 10 Jahre Mitglied werden, aber seit Herbst 1984 werden endlich auch Mädchen aufgenommen. Anfang der 70er Jahre wurde die Bezeichnung Löschzugführer zum Ortsbrandmeister geändert. Nach jahrelangem Tauziehen mit den Stadtvätern, ging am 29. April 1972 endlich ein Traum für die Moritzberger Feuerwehr in Erfüllung: Die Wehr wurde mit einem neuen Kleinlöschfahrzeug ausgerüstet (Tragkraftspritzenfahrzeug, VW Bus). Im Jahre 1974 ging eine Ära in der Geschichte der Feuerwehr Moritzberg zu Ende: Das alte Spritzenhaus in der Bergstraße war baufällig geworden und musste der Einfahrt zur neu erbauten Mauritiusschule weichen. Die Feuerwehr erhielt ihr neues Domizil in der Grundschule in der Brauhausstraße (heute Michelsenschule). Auf dem Schulhof wurde eine Fahrzeughalle errichtet und in einem Klassenraum im ersten Obergeschoss hatte die Wehr ihren Aufenthaltsraum. Vom 1. bis zum 3. Mai 1981 feierte die Feuerwehr Moritzberg unter der Führung ihres Ortsbrandmeisters Gerd Wolf ihr 100-jähriges Jubiläum. Auf der Freifläche vor der Schule im Godehardikamp (heute Freie Waldorfschule) fand ein großes Zeltfest mit Festumzug statt.

 

 

1972

Tragkraftspritzenfahrzeug, VW Bus

1981

Festumzug zum 100-jährigen Jubiläum

der Feuerwehr Moritzberg

(Dingworthstraße)

 

 

 

 

 

1982 – 1988

Im Jahre 1982 übernahm Peter Bettels das Amt des Ortsbrandmeisters. Gerd Wolf blieb weiter aktiv in der Wehr und führte bis zu seinem Tode das Amt des Kassenwartes der Ortsfeuerwehr aus. 1985 musste die Feuerwehr aus der Brauhausschule ausziehen. Durch viel Eigenarbeit entstanden im hinteren Teil der Elzer-Straße 109 (ursprünglich das Elektrizitätswerk vom Moritzberg und danach Kindergarten) neue Räumlichkeiten für die Ortsfeuerwehr. Für die Unterbringung des Fahrzeuges wurde eine neue Fahrzeughalle gebaut (Einfahrt von der Maschstraße). Ihr 105-jähriges Bestehen feierte die Wehr vom 23. bis zum 26. Mai 1986, wieder mit einem Zeltfest im Godehardikamp.

 

ab 1988

1988 übernahm Klaus Heer als Ortsbrandmeister die Feuerwehr Moritzberg. Nach langem Warten erhielt die Feuerwehr im Dezember 1990 endlich ein neues Löschfahrzeug (Tragkraftspritzenfahrzeug mit Staffelbesatzung). Vom 8. bis zum 11. Mai 1992 wurde erneut vor der Schule im Godehardikamp gefeiert. Die Wehr lud zum 111-jährigen Jubiläum ein. Das 120-jährige Bestehen im Jahr 2001 und das 125-jährige Bestehen im Jahr 2006 wurde jeweils mit einem Tag der offenen Tür auf dem Gelände der Ortsfeuerwehr gefeiert. Neben ihren Aufgaben im Rahmen des Brandschutzes, sieht sich die Feuerwehr Moritzberg heute auch als wichtiger Teil im gemeinschaftlichen und kulturellen Leben auf dem Berge. So hängen die Mitglieder der Wehr seit 1986 die Weihnachtsbeleuchtung in der Dingworthstraße auf und beteiligen sich in hohem Umfang bei der Durchführung des Moritzberger Weihnachtsmarktes, des Pflockflötchenmarktes am Pfingstmontag in der Bergstraße und anderen Veranstaltungen des Ortsteiles. Für dieses Engagement wurde Ortsbrandmeister Klaus Heer im Jahr 2008 mit dem „Moritz“ ausgezeichnet. Der Moritz ist eine Skulptur, die jedes Jahr von Künstlern der „Sommerwerkstatt“ entworfen wird, und die dann im Rahmen des Moritzberger Neujahrsempfanges an verdiente Bürgerinnen oder Bürger verliehen wird.

 
 

2011

In der Brandbekämpfung der Stadt Hildesheim spielt die Wehr eine wesentliche Rolle: Neben den Brandeinsätzen im Ortsteil unterstützen die Mitglieder der Ortsfeuerwehr Moritzberg die Arbeit der Berufsfeuerwehr und bilden die Einsatzreserve der Stadt Hildesheim. Im Jahr 2010 musste die Feuerwehr Moritzberg siebenunddreißig mal zu einem Einsatz ausrücken (27 Brandeinsätze, 10 Hilfeleistungen), mehr als jede andere Ortsfeuerwehr in Hildesheim. Im Herbst 2010 wurde mit dem Bau einer Gerätehalle auf dem Gelände der Ortsfeuerwehr begonnen. Die Halle, die unter anderem zur Unterbringung der feuerwehrtechnischen Ausrüstung benötigt wird, wurde zum größten Teil in Eigenleistung von den Mitgliedern der Feuerwehr erbaut. Heute hat die Feuerwehr Moritzberg 34 aktive Mitglieder (2 Frauen, 32 Männer) und 21 Mädchen und Jungen im Alter von 10 bis 18 Jahren in der Jugendfeuerwehr.

 
Frühjahr 2011

Neubau der Fahrzeughalle

 

 

 

2016

Passend zum 135-jährigen Bestehen der Ortsfeuerwehr Moritzberg, das im August gefeiert wurde, ist den Einsatzkräften ein neues Löschgruppenfahrzeug - ein LF 10 Straße -, von Oberbürgermeister Ingo Meyer übergeben worden. Für Ortsbrandmeister Thomas von Janikowski und seine 34 Aktiven ging ein Traum in Erfüllung.

Der Ortsbrandmeister erinnerte mit Blick auf die Chronik daran, welche Fahrzeuge einst auf dem Moritzberg für die Wehr breit gestanden haben.

Die Anschaffung des Löschfahrzeugs fußt auf dem Brandschutzbedarfsplan, der vom Rat beschlossen ist. Schon vor sieben Jahren gab es erst Gespräche zur Neubeschaffung. Das Warten hat sich gelohnt. Das Löschgruppenfahrzeug hat etwa 190.000,- Euro gekostet, wobei diverse Ausstattungsteile aus dem alten Transit im neuen Fahrzeug wieder verwendet wurde.

2016

Feierliche Übergabe des neuen LF10